Sirenengeheul

Nochmals Glück gehabt 🍀

Heute möchte ich dir von einem Erlebnis erzählen, das sich in meine Erinnerung eingebrannt hat.

Es fing ganz harmlos an: Als die Weihnachtstage gerade vorbei waren, wollte sich mein Vater in der Ikea ein Fell kaufen gehen, um es auf seinen Küchenstuhl zu legen, da er dort ständig einen kalten Rücken verspürt. Mein Sohn entschied sich mitzukommen. Er sucht einen Bürostuhl, auf dem er im Lotussitz sitzen kann. Ich war die Fahrerin. Wir zogen früh los, um vor einem allfälligen Ansturm gelangweilter Eltern durchzukommen.

Es ging alles wunderbar, bis wir bei den Bürostühlen ankamen und mein Sohn dort einen Verkäufer ansprach. Dieser starrte uns entsetzt an, weil weder ich noch mein Sohn eine Maske trugen. Er fragte uns, ob wir eine brauchen. Wir verneinten. Mit kalter, belehrender Stimme wies er uns darauf hin, dass an der Eingangstüre stehe, dass auch Menschen, die keine Maske tragen können, in der IKEA eine tragen müssen. Ich versuchte immer noch seinem Wortlaut zu folgen, der für mich absolut keinen Sinn ergab, als es an uns war, entsetzt zu starren… Stirnrunzelnd wies er zur Seite auf eine unscheinbare Türe: «Jetzt! Raus!» Sein ausgestreckter Arm war unmissverständlich.

Mein Sohn erkundigte sich, ob er zuvor noch eine Frage zum Bürostuhl stellen dürfe. «Nein!» und der ausgestreckte Arm waren die Antwort. Melvin konnte es immer noch nicht glauben. Er schaute den jungen Mann an, der nur wenige Jahre älter war als er und versuchte es noch einmal: «Darf ich eine einzige Ja-Nein-Frage stellen?» «Nein!» (der ausgestreckte Arm war sowieso noch in der Luft). Ich sah in den Augen meines Sohnes sein Weltbild wanken. (Er versucht immer das Positive in jedem Menschen und Ereignis zu erkennen, fand aber gerade nichts.)

Ich beeilte mich unter den drohenden Blicken des Angestellten und seiner sich ständig wiederholenden Aufforderung, den Laden sofort durch diese ominöse Türe zu verlassen, meinen Vater zu informieren. Der trug zwar eine Maske, entschied sich aber sofort, auf sein Schaffell zu verzichten. Er wollte nur noch raus aus diesem Laden.

Da die Türe ziemlich bedrohlich wirkte, wagte ich eine letzte Frage: «Dürfen wir durch den Laden zurück?» Die Antwort könnt ihr euch sicher denken. Sie kam ohne Worte. Er riss die Türe auf, und ich musste mit meinem 82jährigen Vater und meinem Sohn die Feuerwehrtreppe hinunterkraxeln. Ich fand noch Zeit für ein Stossgebet der Dankbarkeit, dass ich keinen meiner Hunde dabei hatte.

Das laute Sirenengeheul, das uns bis ganz nach unten begleitete, erinnerte mich plötzlich an eine Zeit, die ich bisher nur aus Büchern kannte, als Kampfflieger noch über die Köpfe brausten und sich die Menschen in die Bunker flüchteten.

Unwillkürlich duckte ich mich kurz. Als ich endlich unten ankam, stellte sich mir schon die nächste Herausforderung: Wie bekomme ich mein Auto heraus, ohne durch den Laden zu gehen? Zwar wäre ich über die Parkrampe zum Auto gekommen aber nicht zur Ticketentwertung.

Zum Glück kam gerade eine Angestellte herbeigeeilt, um zu kontrollieren, warum die Sirenen heulten. Als ich etwas von Maske sagte, winkte sie bereits ab. Ja, die IKEA sei ganz streng. Sie schüttelte den Kopf: «Wir mussten uns alle impfen lassen, um die Stelle zu behalten».

«Wau», dachte ich, «zum Glück hat der junge Mann uns hinausgeworfen. Fast hätten wir mit unserem Geld eine derart unmenschliche Firmenpolitik unterstützt.» So schnell wird aus einem negativen Ereignis ein positives Resultat.

Die nette Angestellte löste auch mein letztes Problem und liess uns durch den Haupteingang wieder hinein, so dass wir auf ganz normalem Weg in die Parkgarage hinuntergehen konnten. Ich bezahlte das Ticket und nichts wie los, nach Hause.

Dort angekommen, hatte ich immer noch das Sirenengeheul in den Ohren. Ich fing an zu recherchieren und stellte fest, dass Ikea von einem amerikanischen Grosskonzern aufgekauft worden war. «Aha!» Ich suchte nach meiner uralten Ikea-Karte und verschnitt sie als Abschiedsritual in kleine Stücke, bevor ich sie in den Abfall warf. Dinge, die nicht mehr zu dir gehören, darfst du loslassen. Ich fühlte mich befreit, als die Karte im Müll landete und Ikea auf meiner gedanklichen Never-Ever-Liste, gleich neben Amazon und Starbucks.

Wir als Konsumenten haben unglaublich viel Macht. Wir wählen mit jedem Kauf, den wir tätigen. Ich kaufe daher bewusst ein, überlege mir, wen ich fördern möchte und wen nicht. Lieber zahle ich ein paar Franken mehr, als dass ich bösartige Absichten unterstütze. Stell dir einfach vor, du spendest. Ich spende dafür, dass die Welt ein besserer Ort wird. Erfolg ist deine Bestimmung und der Schlüssel liegt in der Achtsamkeit.

Wenn wir ständig Grosskonzerne unterstützen statt der kleinen persönlich geführten Läden, wird es bald nichts anderes mehr geben. Wir können das gemeinsam steuern. Natürlich wissen die Grosskonzerne, dass viele aufgewacht sind und verkaufen uns eine rührselige Geschichte, wie sie unser Geld für Gutes spenden, um uns zum Kauf zu motivieren. Wer Menschen ausbeutet und knechtet, sollte sich nicht mit einem winzigen Bruchteil seines Profits von seinen Taten freikaufen können.

Lass uns gemeinsam unsere Macht gezielt einsetzen und dafür sorgen, dass die Welt ein besserer Ort wird.

In Liebe, Grazia

Kommentare

  1. Liebe Grazia, von dir lerne ich weiter. Danke für die Info, ich habe gerade gestern eine unangenehme Erfahrung in Ikea mit meiner Familie erlebt und dachte, das ist nicht die Ikea, die ich kenne. Nachdem ich deinen Artikel gelesen habe, ist mir alles klar geworden, warum hat sich Ikea verändert. Danke, dass du diese Erfahrung mitgeteilt hast, und ich werde meine Family Karte auch vernichten und ich und meine Familie fur immer von Ikea verabschieden. Natürlich ich werde deine und meine Erfahrung auch weiter erzählen, denn nur so kommen wir weiter..Liebe Grüsse und schöne Sonntag wünsche ich dir und deiner Familie. Sokaina

    1. Genauso ist es, liebe Sokaina, nur gemeinsam kommen wir weiter und sind stark genug, etwas Gutes zu bewirken.

  2. Wenn Maskenpflicht war dann galt dies für ALLE!

    1. Liebe Marianne
      Für all diejenigen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen konnten, galt die Maskenpflicht nicht. Ikea hat all diese Menschen ausgeschlossen.
      Ich wollte nicht so stark auf diesen Aspekt eingehen, weil es mir in diesem Newsletter um die Erhaltung kleiner Läden geht. Solidarität bedeutet für mich, kleine Ladenbesitzer zu unterstützen und nicht Grosskonzerne, die Menschen ausbeuten. Ikea hat ihre Mitarbeiter gezwungen zu wählen zwischen Impfung und Kündigung. Die nette Mitarbeiterin, die uns hineingelassen hat, wirkte wie eine alleinerziehende Mutter. Das habe ich nicht überprüft. Was ich aber weiss: sie hat sich impfen lassen, weil sie keine Alternative sah. Und sie ist sicher nicht die einzige.
      So viele kleine Läden mussten schliessen in dieser Coronazeit. So viel Leid ist entstanden. Ich möchte die Menschen sensibilisieren, dass wir uns gegenseitig unterstützen können. Dass wir dort einkaufen, wo das Menschliche im Vordergrund steht. Dass wir das Menschliche in uns wieder in den Vordergrund schieben.
      Herzlich, Grazia

  3. Genau Grazia, die Menschen müssen unbedingt erkennen, dass Veränderungen immer bei uns selbst anfangen.

    1. Wie recht du hast, liebe Liliane 😊

  4. IKEA — wie eine beeindruckende Entwicklungsgeschichte von Ingvar Kamprad so schnell vor die Hunde gehen kann :-(. und das nur basierend auf einer ‚Plandemie‘ !

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